Ehrenarbeit wird immer wichtiger

Wie können sich Vereine zukunftsfähig aufstellen und wie werden sie für Jugendliche interessant? Diesen Fragen ging der Vereinsworkshop „Umwelt-Ehrenamt-Partizipation“ auf den Grund. Einen Tag lang diskutierten Jugendvereinsvertreter von zehn Eggenfeldener Vereinen im ehemaligen Franziskanerklsoter über die Zukunft des Ehrenamtes.

Hintergrund dieser Projektmaßnahme war natürlich auch die Coronapandemie. Diese hat im Laufe der letzten zwei Jahre in den Vereinsstrukturen großen Schaden angerichtet. Vor allem die ehrenamtliche Arbeit war in vielen Bereichen kaum oder gar nicht möglich. Ganz besonders betroffen die Jugendarbeit. Aber wie kann die Vereinsjugendarbeit wieder richtig ins Laufen kommen und vor allem nachhaltig gestaltet werden?

„Jugendarbeit wird für Vereine immer wichtiger“, betonte Johannes Kreck, Geschäftsführer des Kreisjugendring Rottal-Inn. Er unterstützte den Vereinsworkshop von Streetwork Eggenfelden in den Räumen des ehemaligen Franziskanerklosters. Wie KJR-Geschäftsführer Kreck betonte, wird „dieses Projekt aus dem „Bayerischen Aktionsplan Jugend“ des Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales durch den Bayerischen Jugendring gefördert“. „Dadurch konnte der Workshop für alle Teilnehmer kostenlos angeboten werden“, freute sich Eggenfeldens Streetworkerin und Hauptorganisatorin Sarah Wasner.

Schon nach dem gemeinsamen Weißwurstfrühstück zeigte sich, dass trotz der Brisanz des Umweltthemas die Bereiche Partizipation und Ehrenamt aktuell im Vordergrund stehen und von den Vereinsvertretern höher bewertet werden. Eine Ausnahme bildet hier der Bezirksfischereiverein. Dort wird dem Thema „Umwelt“ schon immer ein hoher Stellenwert zugemessen. Zum einen haben sie aktuell eine gut funktionierende Jugendgruppe und zum anderen mit dem neuen „Fischereikompetenzzentrum“ ein Problem gelöst: die Frage nach passenden Räumen. Denn diese Frage beschäftigt aktuell viele Vereine. Wo treffen wir uns? Andere wie etwa Kolping Gern oder die Feuerwehren Gern und Kirchberg haben ein Heim. Letztere beschäftigt gerade, wie auch den Heimatverein, die Suche nach neuen Mitgliedern. „Viele Problemstellungen sind in allen Vereinen gleich“, hat Moderatorin Antonia Goldhammer festgestellt. Die BR-Redakteurin hatte Johannes Kreck als Workshopleiterin gewinnen können. „Goldhammer kommt zum einen aus der Verbandsjugendarbeit und ist zum anderen als professionelle Moderatorin beim Bayerischen Rundfunk tätig.  Gekonnt führte sie die Workshopteilnehmer durch die Themen und erhielt am Ende verdientermaßen ein „Riesenlob“ der Vereinsvertreter.

Gesprochen wurde auch darüber, was Jugendliche bewegt und wie Vereine für Jugendliche, aber auch ältere potentielle Interessenten, wie etwa Eggenfeldener Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund, interessanter werden könnten. In vielen Vereinen bereiten auch „verkrustete Strukturen“ Probleme. Zudem waren alle Teilnehmer der Meinung, dass das „Netzwerken“ der Vereine gefördert werden sollte. Ebenso an der Pinwand die Frage „Wo bekomme ich Informationen, etwa über Fördermöglichkeiten, her?“. Vorschlag ein umfangreiches Merkblatt auf der Homepage der Stadt zum Download bereitstellen. Gesucht ist auch ein kompetenter Ansprechpartner.

Stand am Vormittag die Bestandsaufnahme auf dem Programm, ging es am Nachmittag zielgerichtet weiter. „Wie sieht für euch die ideale Jugend- und Vereinsarbeit aus? Habt Mut zur Utopie!“, gab Moderatorin Antonia Goldhammer den Teilnehmern zur Aufgabe. 

 „Können wir gemeinsam etwas machen? Denn es gibt mehr Schnittstellen, als man meinen könnte“, fragte Goldhammer in die Runde.  Nach mehreren Stunden Gesprächen zeichneten sich einige zentrale gemeinsame Forderungen ab. Zur „Verbesserung der gemeinschaftlichen Strategie“, wie auf einem Zettel stand, sollte in Eggenfelden darauf hingewirkt werden, einen zentralen hauptamtlichen Ansprechpartner für Vereine anzustellen. Auch ein Jugendzentrum im innenstädtischen Bereich wird für dringend notwendig gehalten. „Jugendliche sollten wertgeschätzt werden, denn sie sind Mitgestalter der Demokratie“, betont Goldhammer.

Am einfachsten und schnellsten umzusetzen lässt sich wohl die Forderung nach einem Tag der Vereine. Mit großem Interesse verfolgten die drei städtischen Stadträte, Karin Forstner (Vereinsreferentin), Martin Roiner (Umweltreferent) und Thomas Gfirtner (Jugendreferent) die teils intensiven und leidenschaftlichen Debatten. Alle drei hatten am ende einen prall gefüllten Notizblock mit Anmerkungen zur Verbesserung der Vereinsarbeit und Unterstützung des Ehrenamtes in der Stadt. Bei dem einen oder anderen Problem versprachen sie schnellstmöglich tätig zu werden. Bei den großen zentralen Forderungen wird es wohl einige Zeit dauern. „Aber wir bleiben dran“, betonte Vereinsreferentin Forstner.